Antalaha
Antalaha ist der zweite größere Ort der Vanille Region „SAVA“ mit ebenfalls vielen Exporteuren. Früher war es das Zentrum des Vanille Handels, mittlerweile hat sich das allerdings nach Sambava verlagert.
Wir fahren auf einer gut asphaltierten Straße die 80km gen Süden, vorbei an vielen kleinen Dörfern mit Holzhütten mit Dächern aus Palmenblättern. Zwischendurch immer wieder Buschwerk und ausgedehnte grüne Flächen mit Palmen, dahinter die Gebirgsketten des Inlands. Einen Dschungel mit großen Bäumen gibt es hier nicht, auf Madagaskar ist im Laufe der Jahrzehnte fast alles abgeholzt worden.
Entlang der Straße gibt es viele Fahrradfahrer und Fußgänger – insbesondere sieht man immer wieder Frauen, die ihr „Gepäck“ auf dem Kopf balancierend tragen.
In Antalaha besuchen wir nicht nur einige Exporteure, sondern auch Marie Helene Kam Hyo und Bernd Zschocke, zwei langjährige Freunde meines Onkels. Marie Helene betreibt eine Apotheke und Bernd ist Zahnarzt. Sie ist Madagassin, er Deutscher, wie sein Name bereits verrät. Die Apotheke ist allerdings nicht das einzige, was Marie Helene dort im Ort betreibt, doch dazu später mehr.
Nachdem wir die beiden in Marie Helenes Apotheke begrüßt und die Uhrzeit für ein gemeinsames Mittagessen geklärt haben, fahren wir zu einem Exporteur, wo wir erneut sehen, wie viel manuelle Arbeit notwendig ist, bis die Vanille in Europäischen Küchen ankommt. Wir sehen unzählige Arbeiterinnen, die nach Feuchtigkeit und Schotenlänge sortieren, in Bündel binden, in Kisten packen, und vieles mehr.
Eine wirklich besondere Station unserer Exporteurs-Roadshow will mein Onkel nur aus Neugier ansteuern. Die Exporteurin kennt er noch nicht, anscheinend ein neuer Betrieb. Es scheint alles etwas unorganisiert und chaotisch, die Exporteurin selbst steht in Mitten des Trubels in einem luftigen gelben Sommerkleid und High Heels, als wäre sie nach unserem Besuch im Szene Café von Antalaha verabredet. Falls es so etwas dort überhaupt gibt. Aber zu Preisen und Mengen kann sie uns keine Auskunft geben.
Bei jeder Station ist Smalltalk im Büro des Exporteurs ein nicht unwesentlicher Bestandteil. Es gibt nicht viele Exporteure in Madagaskar, man kennt sich und tratscht über die aktuelle Situation im Vanille Markt, aber auch über die Gaunereien und das Pech der anderen.
Und natürlich wird immer wieder darüber gesprochen, wie die letzten Ernten und Qualitäten waren, bzw. wie die Ernte dieses Jahres ausfallen wird – und damit verbunden natürlich auch die Preisentwicklung. Je mehr Exporteure man spricht, desto eher kann man sich ein Bild davon machen, was dieses Jahr zu erwarten ist. Eine Welt, in der die wesentlichen Informationen komplett ohne moderne, digitale Technologie weitergegeben werden.
Gegen 17 Uhr sind wir mit den Exporteursbesuchen für heute fertig und treffen Marie Helene wieder, die mit uns zu ihrem Herzensprojekt fährt: Ein Dorf ehemaliger leprakranker Menschen und ihren Familien. Die Bewohner sind von ihrer Krankheit geheilt und nicht mehr ansteckend, werden aber dennoch von der Gesellschaft in Antalaha verstoßen, da die Verstümmelungen natürlich weiterhin offensichtlich sind. Viele ehemalige Betroffene haben Familien und Kinder, finden aber keinen normalen Arbeitsplatz mehr.
Marie Helene hilft diesen Menschen in einem Dorf kurz außerhalb von Antalaha. Es gibt dort Arbeitsplätze in der Landwirtschaft und Schulen für die Kinder. Die Familien können so einem geregelten Leben nachgehen.
Da die Firma meines Onkels sich dort beteiligt und Geld für den Aufbau des Dorfes spendet, schaut mein Onkel jedes Mal dort vorbei, wenn er in Antalaha ist. Heute hat er einem der Bewohner, der schon fast ein Freund von ihm geworden ist, einen Sack Reis mitgebracht.
Die Menschen in dem Dorf sind fröhlich und freuen sich anscheinend, in einer Gemeinschaft zusammenleben zu können. Marie Helene zeigt uns das Dorf, die Aufforstungsprojekte und lässt meinen Vater und mich jeweils einen Baum pflanzen (natürlich Rosenholzbäume – die braucht Madagaskar in Zukunft wieder, aber das ist eine ganz andere Geschichte).
Abends essen wir bei Marie Helene und Bernd zu Abend. Es gibt u.a. Schwarzbrot – wir haben Bernd 6 Packungen davon aus Deutschland mitgebracht, worüber er sich sichtlich gefreut hat.
Wir übernachten im Hôtel Hazovôla in Antalaha, aber auch dort gibt es kein vernünftiges WLAN. Internet, bzw. WLAN ist keine einfache Sache in diesem Land. Zudem es in dem Hotel eine sehr fragile Elektrizitätsanbindung zu geben scheint, ständig flackert das Licht.
Wirklich sehr gute, informative Berichte mit schönen Fotos!!!!!!