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Kambodscha – Das Floating Village auf dem Tonle Sap
Die Auswahl heute fiel nicht schwer: noch mehr Tempel, oder lieber zum Floating Village auf dem Tonle Seap, einem riesigen See mitten in Kambodscha. Ich habe mich dazu entschlossen, das Floating Village anzusehen. Dass ich dann Nachmittags dennoch ein zweites Mal zum Ta Prohm Tempel gefahren bin, zeigt, wie beeindruckt ich von dem Tempel gewesen bin. Auch im Preah Khan Tempel war ich noch, ein weiterer der größeren Tempel des gesamten Gebietes.
Das Highlight war jedoch ohne Zweifel das Floating Village. Es wird von Fischern bevölkert, die in schwimmenden Hütten leben und vom Fischfang, aber auch der Fischzucht leben. So befindet sich unter den meisten Häusern Wasser ein Käfig, in dem hunderte oder sogar tausende von Fischen gezüchtet werden, bis sie groß genug für den Verkauf sind.
Aber auch vieles andere haben die Bewohner mit auf’s Wasser genommen: in schwimmenden Käfigen züchten die Bewohner Hühner oder sogar Schweine! Ganze schwimmende Kräutergärten konnte man sehen. Auch die Infrastruktur ist einigermaßen gut: ein Shop, eine Schule und ein Basketballplatz (mit Netz drumherum, natürlich). Erinnerte mich alles stark an den Film Waterworld.
Im folgenden Bild sieht man einen schwimmenden Hühnerkäfig:
Die Kinder wachsen auf den Booten auf und werden von den Eltern oftmals gar nicht zur Schule geschickt, sondern gleich zum Geldverdienen eingespannt (generell ein Problem hier in Kambodscha). So ist es z.B. eine Masche von den Fischern des Floating Village, mit kleinen Booten an die Touristenboote heranzufahren und diese zu „kapern“: Sobald sie am Touri-Boot angelangt sind, springen 4-5 jährige Kinder auf die Boote und versuchen Getränke, Mangos, Ananas oder sogar Schlangen zu verkaufen. (Ich frage mich, welcher Touri allen ernstes eine lebendige Schlange kauft, aber da viele das anbieten, scheint es ja einen Markt dafür zu geben.)
Während das Kind versucht, etwas zu verkaufen, entfernen sich die Eltern mit ihren Booten, so dass das Kind erst mal eine Weile auf sich gestellt ist und auch die Touris merken, das kann man so schnell nicht wegschicken. Auch auf unser Boot ist ein kleines Mädchen gesprungen, älter als 4 war sie nicht, soviel ist sicher. Da man diese Form der Kinderarbeit nicht fördern sollte (sagte auch mein Guide), haben wir dem Vater im Boot sofort klar gemacht, dass er seine Tochter wieder einsammeln soll.
Auf dem Weg zum See wunderte ich mich über die eigenartige Bauweise der Häuser, die alle auf Stelzen gebaut waren. Insbesondere die letzten Kilometer bis zum Wasser standen die Häuser auf 4-5 Meter hohen Stelzen und die Straße ist ein ebenso so hoch aufgeschütteter Damm zwischen den Häusern.
Das liegt an den unglaublichen Wasserstandsschwankungen des Tonle Sap. Aufgrund der Schwankungen des Wassers im Mekong Fluss, der mit dem Tonle Sap verbunden ist, trocknet der See in den heißen Monaten (September-Mai) weitestgehend aus. Dann ist auch der Flussarm, auf dem wir zur Stadt rausgefahren sind, komplett verschwunden. In der Regenzeit ab Juni vergrößert sich der See auf eine Fläche, die große Teile Kambodschas umfasst, wie man auf dieser Karte sehen kann.
Im Trockenzeitraum blickt man über eine endlose flache Landschaft mit Bäumen und Feldern. In der Regenzeit steht diese Fläche komplett unter Wasser.
Da Kambodscha ein großteils sehr flaches und ebenes Land ist, drängt das Wasser des Mekong in den Tonle-Sap-Fluss, und dieser wechselt die Fließrichtung. Die Wassermassen drängen zurück in das Becken des Tonle Sap und füllen den See, der während der trockenen Jahreszeit eine Oberfläche von 2.600 – 3.000 km² aufweist, bis er auf ca. 10.400 km² (inkl. umliegende Flusslandschaften: bis zu 25.000 km²) anwächst und bis zu fünf mal so tief ist (von 2–3 m auf 14 m). Der Höhepunkt der Überflutungen wird im September erreicht. Zu diesem Zeitpunkt ist knapp ein Drittel der landwirtschaftlichen Kulturfläche Kambodschas von Wasser bedeckt. (Quelle)
Das Floating Village macht diese Wasserbewegung mit und befindet sich somit je nach Wasserstand näher oder weiter von Siam Reap entfernt.