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Der letzte Tag in China
Den letzten Tag verzichten wir auf ein umfangreiches Sightseeing-Programm. Die letzten 2 Wochen waren anstrengend genug. Stattdessen schlafen wir aus und fahren gegen Mittag zur West Nanjing Road zu einem Indoor-Markt, wo wir ein letztes Mal einkaufen wollen. Tee für die Teegläser, die wir gekauft haben, und vielleicht noch ein Go Brettspiel. Leider gibt der Markt nicht sehr viel her, und die Verkäufer der kleinen separaten Lädchen sind hier noch nerviger als in Beijing.
Somit sind wir relativ schnell wieder draußen, schlendern die Nanjing Road gen Osten und setzen uns in das einzige Straßen Café auf der East Nanjing Road, um in der Fussgängerzone ein wenig „Leute zu gucken“. Es gibt ansonsten in der Gegend wenig Möglichkeiten, gemütlich zu sitzen.
Etwas später machen wir uns auf den Weg zu einem Japanischen Restaurant in der French Concession, um unsere Cousine, sowie eine Schwippschwägerin zu treffen, die ebenfalls für ein paar Tage in Shanghai ist. Das Restaurant ist ein echtes Erlebnis. Der Koch zaubert die Gerichte direkt vor uns auf eine heißen Tischplatte, beim flambierten Nachtisch sogar inklusive einer 1 Meter hohen Stichflamme!
Am Samstag morgen müssen wir das Hotel bereits um 4:30 Uhr verlassen, um rechtzeitig am Flughafen zu sein. Nach weiteren 18 Stunden Rückflug landen wir wieder in Hamburg und wundern uns über das kalte, graue, ekelhafte Wetter.
Ausflug nach Suzhou in der Nähe von Shanghai
Der letzte Tag Sightseeing – denn morgen werden wir Urlaub vom Urlaub machen.
Es geht nach Suzhou, einem Ort ca. 80km von Shanghai entfernt. Wir fahren mit der Metro zur Shanghai Railway Station, von dort aus sind es nur ca. 20 Minuten mit dem 300 km/h schnellen Hochgeschwindigkeitszug bis nach Suzhou.
Dort angekommen, sind wir etwas erschlagen von der Monströsität des anscheinend sehr neuen Bahnhofs und nehmen ein Taxi in die Innenstadt von Suzhou. Wobei wir dem Taxifahrer gar nicht genau sagen konnten, wo wir hin wollen, denn wir wussten es selbst nicht so genau. Irgendwo in der Mitte halt, sodass man sich dort entscheiden kann, wo wir als nächstes hingehen kann.
In Suzhou gibt es einige Museen, die uns nicht interessierten, sowie etliche wirklich schöne Gärten, für die die Stadt bekannt ist. Es ist keine wirkliche Kanalstadt, auch wenn es von sich selbst behauptet, das Venedig Asiens zu sein. Es gibt einige wenige Kanäle, das ist richtig. Die meisten wurden aber zugeschüttet und die Stadt drumherum ist ansonsten eher hässlich. Es ist wenig alte Bausubstanz erhalten, im Prinzip strahlt uns hier derselbe Kuddelmuddel aus Läden und Wohngegend entgegen, den man auch sonst überall in Shanghai und Beijing sieht. Nur, dass es in dem Innenstadtbereich keine Wohntürme gibt. Hier ein paar Ausnahmefotos:
Mit Hilfe der Google Maps Karte und GPS pirschen wir nach Norden, am Xuanmiao-Tempel vorbei (wir haben mittlerweile genug Tempel gesehen, finden wir), bis hin zum ersten Garten, den wir uns ansehen wollen, dem Löwenhain. Die Schönheit des Gartens lässt sich nur ungefähr erahnen, es sind einfach zu viele Touristenschafherden unterwegs. Kein Quadratmeter scheint unbesetzt. Wir erkennen: Nach der Touri-Gruppe ist vor der Touri-Gruppe, es gibt kein Entrinnen. Also entkommen wir durch den Exit des Gartens und gehen weiter gen Norden.
Etwas weiter häufen sich die Stände mit Touri-Gedöns und wir ahnen, dass wir wieder in die Nähe einer Attraktion gelangen. Es ist der „Garten des bescheidenen Beamten“, wobei der Garten gar nicht bescheiden ist, sondern im Gegenteil, sehr groß.
Dort ist es nicht ganz so voll, wie machen ein paar schöne Aufnahmen, stellen jedoch fest: wir haben genug. Wir wollen keine Tempel und keine Gärten mehr sehen, und die Stadt selbst hat wenig Schönes zu bieten, so scheint’s uns zumindest. Also machen wir uns auf den (langen) Weg zurück zum Bahnhof, zurück nach Shanghai.
Kurznotizen aus dem chinesischen Alltag.
Die Leute tragen – zumindest abends – die verrücktesten Klamotten auf der Straße. Was wir auf der Haupteinkaufsstrasse, der East Nanjing Road gesehen haben: 50 jährige Damen im Mickey Maus Schlafanzügen, die ihren Hund ausführen. Hunde, die ein Kleid und 4 Schuhe anhaben (damit sie die in der Wohnung ausziehen und den Dreck draußen lassen können). Oder in Beijing: ein Herr, der im Bademantel seinen Hund Gassi führt.
Was uns überall und sehr häufig auffällt: Mädels (selten auch mal Jungs) tragen fette Brillengestelle ohne Glas. Scheint einfach ein Fashion-Accessoire zu sein.
In beiden Städten schubsen und drängeln die Chinesen sich überall vor. Egal ob man sich z.B. eine Informationstafel ansehen will, etwas fotografieren will oder in einer Schlange steht. Irgendein Chinese drängelt sich immer vor einen ohne Rücksicht zu nehmen.
Die Chinesen finden es ekelhaft, wenn man sich am Tisch mit einem Taschentuch die Nase putzt, finden aber total OK, in ein Taschentuch zu spucken, oder auf der Straße einfach irgendwo hin zu rotzen. Ständig hört man links und rechts von sich das Geräusch und zuckt zusammen aus Angst man könne getroffen werden. Es klingt einfach ekelhaft.
Service und Höflichkeit sind nicht immer gegeben: Beim Anruf eines Hotels in Beijing werden wir angeschnauzt: „schau ins internet, ich habe keine Zeit das herauszusuchen“.
Grünes Licht ist für Fussgänger dennoch gefährlich. Links oder rechts abbiegende Autos scheren sich nicht um irgendwelche Fussgänger. Notfalls wird kurz gehupt, damit man stehen bleibt oder beiseite geht.
Besuch des Longhua Tempels, sowie der Longtang Viertel Taikang Road und Xintiandi
Dienstag, der 23.10. war wieder ein Reisetag, es ging mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Beijing zurück nach Shanghai. Wie schon auf der Rückreise lief alles perfekt, somit gibt es für den Tag wenig zu berichten.
Heute, am 24.10. fahren wir als erstes ganz in den Süden von Shanghai, zum Longhua Tempel plus angehöriger Pagode. Wir fahren die gesamte Strecke mit der U-Bahn, brauchen ca. 1 Std. von der Tongji Universität aus.
Der Tempel ist der größte und älteste von Shanghai. Der Tempel wurde im 3. Jahrhundert nach Christus gegründet, die Pagode ist von 977 n. Chr. Beides wurde in den letzten 1.000 Jahren mehrfach restauriert und ist deshalb noch in sehr gutem Zustand.
Es leben ca. 80 Mönche in dem Tempel, auch die Gäste scheinen weniger Touristen, als echte Tempelgäste zu sein. Zumindest sehen wir sehr viele, die in einer der 5 Hallen vor den Statuen beten und Räucherstäbchen anzünden. Einige sehen so aus, als kämen sie direkt aus dem Büro.
Neben dem Tempel befindet sich ein Park, durch den wir im Anschluss spazieren, eine grüne Oase mitten im Großstadtdschungel. Mit grüner Wiese und Büschen, Vogelgezwitscher und Leuten, die sich dort entspannen. Allerdings stammt das Vogelgezwitscher, das merken wir erst später, aus vielen vielen Lautsprechern, die überall im Park mehr oder minder gut versteckt sind.
Die Viertel bei der Taikang Road und Xintiandi in der French Concession
Die Gassen nördlich der Taikang Road sind ein gutes Beispiel dafür, welche schönen Ecken es in Shanghai geben kann, wenn man nicht einfach die alten Longtang Gassenviertel abreisst, um neumodische, hässliche Wohntürme zu bauen, wie man es im restlichen Shanghai weiterhin unternimmt. Das Gewirr aus alten, renovierten Gebäuden beheimatet eine Vielzahl an Designstudios, Boutiquen, Cafés, Restaurants und Souvenirläden. Man hat schlagartig das Gefühl, in einer anderen Stadt zu sein, als ob auch der omnipräsente Hintergrundlärm Shanghais verschwindet ein wenig. Wir spazieren staunend durch die Gassen, verirren uns teilweise, da die Gassen wie ein Labyrinth erscheinen.
Es gibt auch einen Foodmarket in diesem Viertel. Wie üblich werden neben Gemüse, Fleisch und Eiern auch lebendige Fische, Krebse, Shrimps und Tintenfische verkauft – die natürlich lebendig in die Einkaufstüte gestopft werden. Auch hier, wie eigentlich überall: es gibt einige Auslagen mit Hühnerfüßen, Entenköpfen, und -hälsen inkl. Wirbelsäule, etc. Je öfter wir das sehen, desto besser verstehen, wir, warum es in diesem Land deutlich mehr Kentucky Fried Chicken als McDonalds Franchises zu geben scheint.
In dem Viertel haben einige der Bars und Restaurants Dachterrassen, was von unten ganz charmant aussieht. Wir gehen beim Marina Restaurant auf die Dachterrasse und stellen fest, dass es eine eigenartige Kulisse ist, da das gesamte zweistöckige Viertel von den üblichen 30 stöckigen Wohntürmen umzingelt ist. Wir trinken ein Paulaner – überhaupt scheint in diesem Viertel viel deutsches Hefeweizen ausgeschenkt zu werden.
Vom Taikang Road Viertel bis zum Xintiandi Viertel ist es nicht weit, wir gehen die Strecke zu Fuss durch einen Teil der Altstadt von Shanghai. Erst laufen wir durch ein sehr belebtes Viertel, in dem sich vermutlich selten Touristen verlaufen. In sämtlichen Läden ist Betrieb, die Chinesen sitzen vor ihren Fernsehern oder kochen Abendessen, kaufen ein. Dann folgen 1 bis 2 Blocks, in denen die meisten Läden geschlossen haben, teilweise wurden die Rolläden sind runtergelassen, oftmals sind die Läden allerdings zugemauert. Auch in den Fenstern darüber ist kein Licht, auch diese sind oftmals zugemauert. Vermutlich wird dieses Viertel in nächster Zeit ebenfalls mehreren Wohntürmen weichen müssen. Nur noch einige vereinzelte Läden halten durch, scheinen sich nicht vertreiben lassen zu wollen.
Als wir näher an Xintiandi herankommen, verstehen wir wieso. Das Viertel scheint sehr viel wohlhabender zu sein, die Wohntürme verbergen sich hinter hohen Zäunen mit Wachdiensten und die Wohnungen scheinen sehr viel größer zu sein – zumindest sieht es von unten so aus. Es scheint offensichtlich, dass Spekulanten nun versuchen, dieses wohl lukrative Gebiet nach Süden auszuweiten.
Fast hätten wir den Teil, den wir besuchen wollten nicht mehr gefunden. Etwas enttäuscht von den luxuriösen Wohntürmen und einem anscheinend luxuriösem Einkaufszentrum dachten wir bereits, das Viertel wäre langweilig. Manchmal lohnt es sich aber eben doch, noch eine Ecke weiter zu gucken. Denn die Gassen des Xintiandi Viertels sind ebenfalls etwas versteckt. Nicht alt, aber auf alt gemacht. Und ebenso „Posh“ wie die umliegende Gegend.
Es gibt auch hier viele Cafés und Restaurants, allerdings sind die Preise hier allesamt deutlich höher als in den Bars, in denen wir bisher waren. Hier sitzen sehr viele „Expats“ (oder was wir dafür halten) in den Restaurants, meist noch im Anzug, als ob sie direkt aus einem der Bankentürme in Pudong direkt hierher gekommen sind. Hier gibt es nicht nur deutsches Hefeweizen, sondern sogar ein Paulaner Restaurant!
Wir laufen noch ein wenig durch das Viertel, trinken ein völlig überteuertes Bier und fahren zu guter Letzt in unsere „Stammkneipe“ – das MoreCa im Univiertel, direkt in der Nähe unseres Hotels.
Spaziergang am Bund und Besuch der Pudong Skyline auf 474 Meter Höhe
Der Tag heute fängt früh an: wir treffen unsere Cousine um 9 Uhr morgens und machen uns auf den Weg, ein Ticket für den Hochgeschwindigkeits-Zug nach Beijing zu kaufen. Das kann man nicht überall kaufen, daher fahren wir mit dem Taxi zu einem Ticket-Office ein paar Kilometer von dem Universitätsgelände entfernt. Das Office ist ein unscheinbarer Laden in einer normalen Ladenzeile und alles ist auf chinesisch: die Fahrpläne, die Werbeplakate, auch der Verkäufer spricht nur chinesisch. Gottseidank spricht unsere Cousine ein wenig chinesisch und kauft die Tickets für uns.
Zurück laufen wir zu Fuß, da sich keine Taxis auftreiben lassen, sehen dadurch aber auch den Campus der Tongji Universität, den wir durchqueren müssen, um zurück zum Tongji Guesthouse zu gelangen.
Zurück im Guesthouse buchen wir noch rasch ein Hotel in Beijing, bevor wir uns wieder auf dem Weg in Richtung Bund machen, und den zweiten Teil des Tages mit Sightseeing verbringen.
Wir machen die zweite Reihe Fotos von der Pudonger Skyline, dieses Mal bei Tageslicht (und etwas später bei Sonnenuntergang). Der Bund ist wieder mal gerammelt voll mit chineischen/asiatischen Touris, die sich allesamt gegenseitg vor der Skyline fotografieren und alles blockieren.
Besuch ganz oben in der Skyline von Pudong
Heute wollen wir nach Pudong und haben zwei Möglichkeiten zur Auswahl, über den Huangpu zu kommen: mit der Fähre für wenige Yuan, oder in einer total bescheuertem, albernen Touristenbahn in einem Tunnel unter dem Fluß für 60 Yuan. Wir entscheiden uns natürlich für die alberne Touri-Bahn und werden für diese Entscheidung mit einer lächerlichen Lichtershow belohnt.
Wer Spaß an solch einem Quatsch hat, kann das natürlich ausprobieren, allen anderen raten wir dringend dazu, die Fähre zu nehmen!
In Pudong stehen seit kurzem extrem viele sehr hohe und moderne Wolkenkratzer, fast alles sind Banken. Die Skyline gibt es erst seit kurzem, weil erst ca. mitte der 90er Jahre angefangen wurde, die Sumpflandschaft westlich des Huangpu zu erschliessen. Bis dahin stand dort nichts. Gar nichts. Heute sieht das etwas anders aus.
Für ca. 120 bis 150 Yuan kann man auf den Hochhäusern die Aussicht auf die Stadt genießen. Zwei Möglichkeiten bieten sich hier an: der Oriental Pearl Tower und das Shanghai World Financial Center – auch Flaschenöffner genannt, aus schnell erkennbarem Grund.
Der Flaschenöffner bietet eine Aussichtsplattform im 100. Stockwerk auf 474 Metern Höhe, inkl. gläsernem Fußboden. Klar, dass wir uns dafür entscheiden. Der Fahrstuhl fährt uns mit einer Geschwindigkeit von 8 Metern pro Sekunde nach oben, man merkt es richtig in den Ohren. Die Aussicht im 100. Stock ist spektakulär und wir haben Glück, dass man heute einigermaßen weit sehen kann. Zwar verschwindet auch heute der Horizont in einer Dunstglocke, dennoch kann man sehen, wie weit sich die Stadt mit seinen Wohntürmen und Hochhäusern in die Ferne zieht. Die Stadt ist wirklich gigantisch.
Wir machen die üblichen Touri-Fotos, werden von einem Chinesen gefragt, ob wir mit auf sein Bild kommen können und posieren für dessen Urlaubsfoto – und sind gespannt, in welchem Fotoalbum oder welcher Flickr-Fotosammlung wir auftauchen werden.
Nach diesem Höhenflug vertreiben wir uns die Zeit von Sonnenuntergang bis zum Abend am Bund, spazieren einmal auf und ab und gehen in eine Bar in einem alten Leuchtturm, wo wir auf den Start der Lichtershow warten.
In einem Kiosk am Bund entdecken wir eine neue Ausprägung chinesischer „Merkwürdigkeiten“. Neben den uns bekannten Snacks (für Asien), wie zum Beispiel Beuteln mit Sonnenblumenkernen, gibt es hier auch Hühnerfüße und getrocknete Fische in Beuteln:
Die Versuchung ist groß, ein paar davon zu kaufen um sie Freunden, Verwandten und Kollegen bei nächster Gelegenheit als „Partysnack“ anzubieten.
Abends sind wir mit demselbem Ex-Kollegen verabredet, den wir bereits in Saigon getroffen haben – er lebt mittleweile in Shanghai. Wir treffen uns in dem Restaurant „Lost Heaven“ in einer Querstraße zum Bund und essen ein Sammelsurium leckerer chinesischer Köstlichkeiten ohne böse Überraschungen und trinken zum Abschluss des Abends einen Cocktail in El Coctel in der French Concession.