Georgien
Nakalakevi Burg und Dadiani Sommerpalast
Die heutige Sightseeing-Tour, die letzte für diesen Urlaub, war auch die kürzeste, da wir nicht zu spät zurück im Hotel sein wollten, um noch Packen zu können.
Wir fuhren wieder gen Osten in Richtung Kutaisi um eine alte Stadtruine zu besichtigen. Unterwegs mussten wir immer wieder Leute nach dem Weg fragen und haben tatsächlich 500 Meter vor unserem Ziel noch einen kleinen ungewollten Ausflug in die Berge gemacht, da uns die letzte Person so kurz vor dem Ziel in die falsche Richtung geschickt hat!
Die Stadtruine von Nakalakevi umfasst ursprünglich ein relativ großes Gebiet zu Füssen eines Berges in einer Flussbiegung. Es sind allerdings nur noch wenige Mauern erhalten.
Vom ehemaligen Stadtgelände konn man einen kleinen Tunnel hinab zum Fluss steigen, wo sich die Bewohner ihr Wasser geholt haben.
Anschliessend fuhren wir weiter zum Sommerpalast des letzten Fürsten der Provinz Mingrelien. Den Stadtpalast der Dadianis hatten wir bereits in Zugdidi besucht. Der Sommerpalast befindet sich in einem kleinen, schönen Park.
Aus welchen Grund auch immer fanden wir am Rande des Geländes einen kleinen Käfig mit einem echten Bären!
Eigentlich hatte Tia vorgesehen, dass wir hier ein Picknick machen, jedoch hat keiner von uns daran gedacht, im Supermarkt unterwegs etwas ordentliches außer Keksen zu essen zu kaufen. Daher sind wir nach einem Spaziergang durch den Park zurück nach Zugdidi gefahren und haben im Diaroni Restaurant ein letztes Abendessen zusammen mit der Mutter und Freunden von Tia gehabt.
Geld, Kosten und Prepaid Karten
Georgien ist in einigen Dingen ein sehr günstiges Reiseland. Ein Lari sind umgerechnet 45 Eurocent (Stand Oktober 2013). Dennoch sind viele Gerichte nicht viel teurer als 6-12 Lari. Man kann sehr gut mit 10 Personen für 150 Lari ein komplettes Mittagessen inkl. Getränke bestreiten.
Es lohnt sich bei einem längeren Aufenthalt auch, eine PrePaid Telefonkarte zu holen. Das kostet als Initalbetrag 2 Lari, das Aufladen dann je nach Wahl. Mit 20 Lari kommt man lange durch. Man kann jeden Tag erneut für 50 Tetri (ca. 23 Eurocent) ein Datenvolumen von 70 MB kaufen. Das schöne: man kann fast überall über sogenannte Pay Boxen – kleine Automaten, die eher aussehen wie Kaugummiautomaten, das Guthaben auffüllen. An diesen Automaten bezahlen die Georgier auch ihre anderen Rechnungen, wie z.B. Strom, Gas, Wasser, etc.
Mittlerweile gibt es hier ein Update zu den Datentarifen in 2015.
Kutaisi und Prometheus Höhle
Heute haben wir weitere Ziele in der Nähe von Zugdidi angesteuert.
Erste Station war Kutaisi und die dortige Bagrati Kathedrale. Diese im Jahre 1003 geweihte Kathedrale wurde 1692 von den Osmanen zerstört und wird seit 1951 als Teil des UNESCO Weltkulturerbes wieder aufgebaut. Da die Kathedrale fast komplett zerstört war, sind große Teile nicht nur neu, einige Mauern und Säulen mussten anscheinend durch Stahlträger ersetzt werden.
Die nächste Attraktion, ein weiteres echtes Highlight des Urlaubs, haben wir durch Zufall angesteuert. Eigentlich hatten wir geplant, den Sataplia Naturpark zu besichtigen, da es hier versteinerte Fussabdrücke von Dinosauriern geben sollte. Allerdings hatte der Park geschlossen. An einem Dienstag! Vermutlich die einzige Einrichtung in Georgien, die nicht an einem Montag geschlossen ist.
Wir fuhren somit weiter zur Prometheus Höhle. Eine Tropfsteinhöhle, die mindestens 50.000 Jahre alt ist. Gewaltige Stalaktiten und Stalagmiten, sowie unglaubliche vom Wasser geformte Steinformationen füllten teilweise riesige unterirdische Säle! Der Weg durch die Höhlen war insgesamt 1,4 km lang, mit 900 Treppenstufen, die mal hoch und dann wieder runterführten.
Ein sensationeller Abschluss war die Fahrt mit einem kleinen Boot mit E-Motor durch eine mehrere hundert Meter lange tunnelartige Höhle die in einem kleinen Fluss mündete und uns zurück ans Tageslicht führte.
Diese Fahrt habe ich gefilmt, werde den Clip aber erst nachreichen können, wenn wir wieder in Hamburg sind.
Wie bereits erwähnt haben unsere Touren in der zweiten Woche weniger Stationen, was ganz angenehm ist. Wir kehren zurück nach Kutaisi und essen in einem „Brauhaus“ auf dem Balkon direkt am Fluss. Wir essen damit so spät zu Mittag, dass es auch als Abendessen reichen muss und kehren zurück nach Anaklia.
Batumi
Auch die Tage nach der Hochzeit haben wir viel Programm und besuchen Orte, die in bis zu 2 Stunden Entfernung von Sugdidi liegen. Allerdings nicht mehr mit so vielen Sightseeing-Stationen pro Tour wie noch in Tbilisi, was aber auch ganz angenehm ist. Heute ging es nach Batumi.
Unterwegs haben wir allerdings erst mal bei einer Ruine gehalten, von der aus man eine fantastische Sicht auf die Küste des schwarzen Meeres hat. Es war allerdings nur ein kurzer Halt und in Ermangelung eines Reiseführers sind wir relativ planlos durch die Steinmauer gestapft, bis zur Hügelspitze der Ruine hochgeklettert und dann weitergefahren.
Batumi ist ein Ort südlich von Anaklia, 20 km von der türkischen Grenze entfernt. Es ist der größte Hafen am Schwarzen Meer und gleichzeitig auch ein großer Badeort. In den letzten 10 −15 Jahren wurde viel in den Ort investiert, alleine 110 Millionen Dollar in Wasserleitungen und Kanalisation (was letztendlich der Grund dafür ist, dass man überhaupt wieder in dieser Region im schwarzen Meer baden kann). Es stehen hier viele große Hotels und sogar Donald Trump baut hier einen Trump Tower.
Im Hafen wird Öl aus Aserbaidschan raffiniert und umgeschlagen auf Öltanker. Es ist auch das erste Mal seit langem, dass wir wieder einen echten (und dazu sehr großen) Stückgutfrachter sehen, in den Säcke einzeln verladen werden.
Wir haben im „Captains Restaurant“ Mittag gegessen und sind durch den Hafen und an der Seepromenade entlang flaniert. Das Wetter machte mit und es fühlte sich nach all der Hektik der letzten Tage zum ersten Mal ein wenig wie Urlaub an. Auch hier ist Mitte Oktober natürlich keine Saison mehr und der Ort ist relativ leer.
Von der Promenade ging es weiter in die Altstadt. In Batumi gibt man sich sehr viel Mühe, den alten, klassischen Baustil des Ortes aufrecht zu erhalten. Viele Neubauten passen sich hier gut an und werden von Anfang an in dem Stil geplant. Am beeindruckendsten war die Piazza Batumi, die wie ein italienischer Marktplatz aussah.
Zum Abschluss machten wir noch einen Abstecher zur türkischen Grenze, da einige noch Fotos davon machen wollten, und sind dann nach längerer Fahrt sehr spät wieder Anaklia angekommen.
Zugdidi
Nach dem rauschenden Fest fing dieser Tag relativ spät an. Wir hatten heute die Gelegenheit, Sugdidi etwas näher kennen zu lernen, denn gestern waren wir nur sehr kurz in der Stadt gewesen. Als erstes besuchten wir das Museum, bzw. Den Palast des letzten mingrelischen Fürsten Dadiani. Es war eine Ausstellung mit vielen christlichen Ikonen und Reliquien, fürstlichen Waffen, aber auch wertvollem Porzellan und Gemälden.
Danach spazierten wir ein wenig durch das Zentrum von Sugdidi. Die Stadt ist sehr klein, hat ca. 70.000 Einwohner und man kann anscheinend alles sehr gut zu Fuss erreichen.
Sugdidi hat einen relativ großen Markt, auf dem man alle möglichen Lebensmittel, Gewürze aber auch Haushaltswaren bekommt.
Wir schlendern ein wenig über den Markt, kaufen ein typisches Fleischgewürz mit dem viele Gerichte in Georgien zubereitet werden und machen uns dann auf den Weg zur Bar „La Buk“, die von einem Freund der Braut betrieben wird. Als Hobby – eigentlich arbeitet er in einer Bank.
Später fahren wir zurück zum Hotel und gehen früh zu Bett, wir sind alle noch etwas angeschlagen von der Feier.
Anaklia und Hochzeit
Der große Tag der Hochzeitsfeier begann damit etwas länger auszuschlafen. Da wir erst gegen 16 Uhr abgeholt werden würden, spazierten wir ein wenig durch Anaklia.
Der Ort war als Urlaubs- und Badeort geplant, steht mittlerweile aber voller halbfertiger Bauruinen. Auch hier war der Regierungswechsel daran schuld, wie wir mittlerweile erfahren haben. Sämtliche Bauruinen in Georgien resultierten aus der Tatsache, dass ab ca. 2004 die Regierung viele ambitionierte Immobilienprojekte auf den Weg brachte, die Regierung danach jedoch alles komplett stoppte. Und so ist auch Anaklia nur halbfertig, was für alle, die bereits investiert hatten, sehr ärgerlich sein dürfte.
Jetzt, in der Nebensaison wirkt die Gegend rund um die Strandpromenade von Anaklia wie eine Geisterstadt.
Nachmittags begannen die Hochzeitsfeierlichkeiten damit, dass wir vom Hotel abgeholt wurden und nach Sugdidi gefahren wurden, da es üblich ist, dass sich alle Gäste erstmal zuhause bei den Eltern versammeln. Unterwegs machen wir einen Zwischenstopp, um das Brautpaar beim Fotoshooting zu besuchen.
In Sugdidi gab es einen Zwischenstopp, um noch mehr Leute in unserem Bus aufzunehmen. Wir fingen an zu ahnen, was für eine Feier wir am Abend haben werden, als man uns sagte, „das sind die Tänzer“.
Zu guter Letzt erreichten wir das Haus der Mutter, wo die gesamte Hochzeitsgesellschaft (150 Leute!) bereits warteten. Es war der spannendste Moment, war es doch das erste Mal, dass unsere Deutsche „Delegation“ die Familie und die Freunde der Braut kennen lernten!
In dem kleinen Wohnzimmer wurde es schnell eng, als alle das Brautpaar begrüßten. Es gab eine erste Hochzeitstorte und viel süßes sowie ein Glas Champagner.
Zurück in Anaklia im Ballsaal des Hotels erlebten wir mit allem Saus und Braus, was eine georgische Hochzeit ist. Die Tische waren von Anfang an mit sich stapelnden Tellern mit Essen vollgedeckt:
Später wurde allerdings immer weiter nachgelegt. Es stand auch von Anfang an Schnaps auf den Tischen und es gab nicht nur Wein- und Wassergläser, sondern auch gleich schon Schnapsgläser.
Eine Band spielte quasi den ganzen Abend durch und es war ein ständiger Wechsel von Stücken, bei denen alle tanzten, dann wieder ein Stück, bei dem nur die Tänzer georgische Tänze aufführten, ähnlich wie wir es schon am Vortag gesehen hatten, und immer wieder ein langsameres Stück für Pärchentänze.
Was es auch immer wieder zwischendrin gab: Trinksprüche. In Georgien gibt es für jeden Tisch einen Tischführer, den Tamada. Für die gesamte Hochzeitsgesellschaft gibt es einen Haupt-Tamada, der mit einem Mikrofon die Trinksprüche in blumiger Sprache ausspricht: Auf das Brautpaar, den Weltfrieden, auf Gott und den Patriarchen der orthodoxen Kirche, auf die verstorbenen Verwandten, etc. Und jedes Mal müssen die Tamada der anderen Tische mit anstoßen und trinken. Am deutschen Tisch war ich der Tamada, was ich allerdings erst erfahren habe, als wir alle schon beim Essen waren. Der Haupt-Tamada, ein Cousin der Braut, wollte mich anscheinend testen und brachte mich mit Zeichensprache dazu, ständig die Gläser Wein in einem Zuge auszutrinken. Als er mich schlussendlich mit einem Trinkhorn aus Kristallglas abfüllen wollte, wurde ich von Freunden der Braut gerettet und konnte den Abend einigermaßen unbeschadet überstehen.
Es wurde noch viele Stunden getanzt, angestoßen und man lernte nach und nach viele neue Verwandte kennen.