Archiv für Oktober 2013

Bodbe, Signagi und Nafareuli

 

Die heutige Tour führte uns in den Norden von Georgien, teilweise sogar sehr nah an die russische Grenze.

 

 

Auf dem Weg konnte man die Schnee bedeckte Gebirgskette des großen Kaukasus sehen. Ein sehr beeindruckendes Schauspiel. Dahinter liegen die russischen Staaten Dagestan und Tschetschenien.

 

 

Unsere erste Station war das Frauenkloster Bodbe. Hier befindet sich das Grab der heiligen Nino, die wesentlich zur Einführung des Christentums beigetragen hatte, in dem sie König Mirian III durch effektvolle Gebete im richtigen Augenblick von der Macht und Güte Gottes überzeugte, in dem sie die schwerkranke Gemahlin Königin Nana heilte.

 

 

Weiter unten am Berg ist die Sankt Nino Quelle. Eine Treppe mit ca. 130 Höhenmetern führt zur Quelle hinab. Da wir nicht wussten, wie weit wir hinabsteigen würden, wurde uns mit jeder weiteren Stufe bewusst, dass wir jeden Höhenmeter ja auch wieder hochsteigen müssen! Wer das regelmäßig macht braucht keine andere Sportart um fit zu bleiben.

 

 

Die St. Nino Quelle ist ein kleiner Raum in einem Steinhaus und besteht aus einem halbrunden Becken. Hier kann jeder nur mit einem Hemd bedeckt in das eiskalte Wasser steigen, danach ist man von allen Sünden befreit und soll auch wieder gesund werden. Tia und Alex haben das ausprobiert und gerade als Alex ins kalte Wasser stieg, konnte man sehr deutlich durch den Badevorhang hören, dass es wohl sehr kalt sein musste!

 

 

Nicht weit von Bodbe liegt Signagi, eine kleine gemütliche Stadt, wo wir das Ethnografische und Archäologische Museum von Georgien besucht haben. Hier wurden wir wieder von einer Museumsführerin durch die Ausstellung geführt, während Giorgi, unser eigener Führer „übersetzte“ (siehe Kurznotiz „Lost in Translation“). Die Ausstellung bestand im Prinzip aus zwei größeren Bereichen: eine Sammlung von Töpferwaren, Waffenteilen und Schmuckstücken aus diversen Epochen ab ca. 3.000 v.Chr., sowie einer Gemälde Sammlung von dem Maler Pirosmani, der vor allem mit seiner naiven Malerei berühmt wurde.

 

Auf dem Weg nach Nafareuli, unserer letzten Station für heute, haben wir die Wehrkirche Gremi besichtigt. Diese liegt auf einem Berg mit fantastischer Aussicht über eine Ebene, wo sich früher eine zur Kirche gehörige Stadt befand.

 

 

Wir wollten nur einen kleinen Teil der Wehrkirche besichtigen, für den man nichts zahlen musste. Allerdings hatte uns Giorgi nicht gesagt, bis wohin wir gehen durften, sodass einige, neugierigere von uns weitergingen um den Rest der Kirche und den Turm zu erkunden. Das führte zu etwas Ärger, da die Kirchenangehörigen nun den Eintrittspreis von uns verlangten und dabei sehr laut wurden – Giorgi war allerdings schon wieder auf dem Weg zum Bus, sodass Alex das selbst irgendwie regeln musste.

 

In Nafareuli besuchen wir ein Weingut und erleben ein weiteres Highlight unserer Reise. Wir bekommen nicht nur ein sagenhaftes Abendessen in einer Menge, die für die doppelte Anzahl gereicht hätte, mit Grillspießen mit Schweinefleisch und Karpfen, Teigtaschen mit Fleisch, Auberginen mit Wallnüssen, Austernpilzen und natürlich auch dem hervorragenden Wein des Weinguts.

 

 

Wir sehen auch, wie das typische georgische Brot gebacken wird. Der Ofen ist ein rundes Steingefäß, dass teilweise im Boden eingelassen ist. Am Boden des Steingefäßes wird ein Feuer gemacht und später mit einem nassen Tuch abgedeckt, sodass nur die heiße Glut übrig bleibt. Dann wird der Teig in runde Würste gerollt und an der Seite des Ofens festgedrückt. Später wird das Brot mit einem Haken und einem Schieber wieder herausgezogen. Wir durften das ebenfalls probieren und mussten feststellen, dass es in dem Ofen extrem heiß ist und man nicht viel Zeit hat, das Brot festzudrücken.

 

 

Wir haben auch gelernt, wie man Tschurtschxela selbst macht – eine süße, fruchtige Masse gefüllt mit Wallnusskernen, die man überall bei den kleinen Kiosken am Straßenrand kaufen kann. Natürlich gab es auch eine Weinprobe und uns wurde gezeigt, wie der Wein in Georgien in großen, im Fussboden eingelassenen Amphoren gemacht wird. Der Traubensaft wird samt Trauben und Kernen in die Amphoren geschüttet, nach einiger Zeit setzen sich die schweren Teile ab, während dessen setzt die Gärung ein. Sobald das geschehen ist, wird der Wein abgeschöpft und noch weitere 6 Monate gelagert, bis er fertig ist. Die abgesetzten Teile werden ebenfalls weiterverwertet, daraus entsteht „Tschatscha“, eine Art Grappa.

 

 

Zum Abschluss gab es das fantastische Abendessen. In Georgien ist es üblich, Gästen ein reichhaltiges Mahl zu bieten. Das haben wir heute am eigenen Leib erlebt! Die Menge, die sie uns aufgetischt haben, hätte für 20 Personen gereicht (und selbst dann hätten sie sicherlich noch nachgelegt). Es ist daher nicht unhöflich, sondern sogar gewollt, dass man nicht alles aufisst, was auf denn Tisch gestellt wird. Der Wein macht uns zunehmend heiter, sodass Wolfgang zum Schluss sogar auf dem völlig verstimmten Klavier spielte und Sören und Alex anfingen dazu zu tanzen.

 

Der Rückweg nach Tbilisi war lang und unser Fahrer hatte eine DVD eingelegt, damit wir auf dem Bildschirm im Bus die typischen Georgischen Tänze sehen können. Die meisten haben allerdings die Augen zugemacht und nach dem langen anstrengenden Tag ein wenig geschlafen.

 

Fotos: Bodbe, Signagi und Nafareuli, 09.10.13

Lost in Translation

Giorgi, unser Deutsch sprechender Führer, zeigt uns nicht nur diverse Sehenswürdigkeiten, er übersetzt für uns auch in Museen die Erklärungen der Museumsführer.

Allerdings fühlen wir uns ein wenig „Lost in Translation“, denn nach einer etwa eine Minute andauernde Erklärung zu Töpferwaren erklärt er uns: „Und dies ist auch aus dem 14. Jahrhundert.“ Mal abgesehen davon, dass das sowieso schon auf dem Schild daneben stand, fehlte die Erklärung, wie diese Töpferwaren entstanden sind. Und so schleicht Tia, meine Georgische Schwägerin, immer von einem zum anderen und flüstert uns all die Zusatzinformationen ins Ohr.

Was aber sehr sympathisch ist an Giorgi: er hat 12 Jahre in der Schweiz gelebt und tatsächlich einen gewissen schweizerischen Akzent übernommen. Inklusive des typischen „…, oodrrr?“ am Ende eines Satzes.

 

Gori, Uplisziche und viele Kathedralen.

Vergleichsweise früh geht es heute um 9 Uhr morgens nach Gori, der Geburtstadt von Stalin. Dort befindet sich das Stalin Museum, dessen Besichtigung als erstes auf dem Programm steht.

 

 

Die Ausstellung ist eine reine Glorifizierung Stalins und wurde noch zu Sowjet Zeiten erbaut. Die Georgier tolerieren das Museum stillschweigend, weil es ein Touristenmagnet ist. Lieber noch würden sie gerne in der Nähe ein zweites Stalin Museum eröffnen, in dem man über seine Greultaten lernen kann. Eine sinnvolle Idee, denn das ist würde eher den Stalin zeigen, der die Geschichte geprägt hat. Stattdessen lernt man im jetzigen Stalin Museum Dinge wie die Tatsache, dass er mal mit 15 Jahren Gedichte geschrieben hat…

 

 

Zum Abschluss der Ausstellung kann man in einem dunklen, runden Raum einen Abdruck der Totenmaske von Stalin begutachten. Eine skurrile Präsentation, der Raum war recht schäbig eingerichtet mit billigem, schlecht verlegten Teppich rund um die Maske, innerhalb einer Reihe von eckigen Holzsäulen. Es erinnerte mehr an eine schlechte Geisterbahn auf dem Hamburger Dom als an einen Raum, wo die Totenmaske eines der größten Diktatoren präsentiert wird.

 

 

Überhaupt war die gesamte Ausstellung sehr duster und kalt. Es kam nur wenig Sonnenlicht in die Räumlichkeiten, und es war wirklich schweinekalt. Dazu noch die Geschichte Stalins – es war rundum ein Ort zu Unwohlfühlen.

Draußen konnten wir das Geburtshaus von Stalin besichtigen – man hatte über das kleine, alte Haus aus dem 19. Jahrhundert einen wahren Tempel drübergestülpt. Sehr skurrile Ansicht!

 

 

Zu guter letzt konnten wir den Zugwagon besichtigen, in dem Stalin viele tausend Kilometer quer durch die Sowjetunion zurückgelegt hat.

 

 

Der Rest des Tages stand ganz im Zeichen diverser Kathedralen in dieser Region. Teilweise sehr alt und für die Georgisch Orthodoxe Religion sehr wichtig.

Am spannendsten war die Höhlenfestung Uplisziche. Die „Festung Gottes“ oben auf den Hügeln über einer Tiefebene befand sich ab ca. 1.600 v.Chr. eine Stadt in den in Stein gewaschene Höhlen.

 

 

Einige Bereiche sind sogar aus der Zeit von 3.000 bis 4.000 v.Chr. Man erkennt heute noch Weinkeller, eine Apotheke, eine Bäckerei und die Ruine eines Theaters.

 

 

Auch sehr interessant war die Dshwari Kirche auf dem Berg über der ehemaligen georgischen Hauptstadt Mzcheta. Es ist die älteste Kathedrale in Georgien, wo Nino um 400 n.Chr. ein Holzkreuz auf den Hügel gesetzt hat und um 600 n.Chr. eine Kathedrale über das Holzkreuz gebaut wurde. Der Sockel auf dem Nino das Holzkreuz gesetzt hat ist immer noch in der Kirche zu sehen.

 

 

In der Kirche hatten wir Glück und konnten einer Georgischen Hochzeit beiwohnen. Ein Ritual, bei dem alle Gäste lose verteil in der Kirche herumstehen (es gibt in georgischen Kirchen keine Bestuhlung) und das Brautpaar mit dem Priester ab und an um den Sockel in der Mitte der Kirche herumgehen.

 

 

Vom Berg hat man einen fantastischen Blick auf die Stadt Mzcheta.

 

 

Was man allerdings auch sehen kann: das sehr modern, hübsch-hässliche Gebäude des Polizeipräsidiums. Der Bau dieses Gebäudes ist der Grund dafür, dass der Stadt der Status des UNESCO Weltkulturerbes aberkannt wurde.

 

 

Weitere Kathedralen, die wir gesehen haben:

  • Die Kathedrale Sioni, die zur Zeit leider restauriert und daher komplett von Baugerüsten verdeckt war.
  • Die Kathedrale in der ehemaligen Hauptstadt Mcxeta.
  • Das Samtawro Kirche, wo die heilige Nino einige Zeit gelebt hat.

 

 

Fotos, Tbilisi Umgebung, 08.10.13

Der erste Tag in Tbilisi

Georgien fasziniert uns von der ersten Minute an. Ein Land voller Gegensätze. Das Land hat eine reichhaltige und lange Geschichte, längst schon als bei uns in Deutschland die Germanen noch in kleinen Dörfern hausten. Viele verschiedene Religionen und Völker haben im Laufe der letzten 2.000 Jahre dieses Land unterdrückt und ausgebeutet. Dennoch scheint sich Georgien seine ureigenste eigene Kultur bewahrt zu haben.

Heutzutage empfängt uns das Land mit einer wilden Mischung aus alt und neu, (Ex-) Sozialismus und Kapitalismus.

Gebäude, die noch im Stil des lange praktizierten Sozialismus gehalten sind und andere, die sehr moderne, teilweise auch sehr phantasiereiche Stilelemente in sich tragen. Und dann wieder sehr klassische Architektur, die im Fall der Kathedrale Zminda-Sameba sogar nur 15 Jahre alt ist. Modernste Regierungsgebäude neben alten Kathedralen, dazwischen ein paar monströse Plattenbauten und immer wieder Tupfer von klassischen, mit Balkonen versehenen Wohnhäusern bilden ein sehr buntes Stadtbild ab.

Ähnliches gilt für die Fahrzeuge auf den Straßen. Diverse ältere, sehr zerbeulte Karossen von Opel, Toyota oder anderen „Normalo“-Fahrzeugen tummeln sich auf den Straßen mit doch nicht wenigen Luxuskarossen – und diese Mercedes Benz, BMW oder Audi scheinen nicht nur Gebrauchtwagen zu sein.

Am ersten Tag sehen wir all diese Gegensätze, da wir die Altstadt von Tbilisi besichtigen.

Nach einer kurzen Nacht – der Flug mit der AirBaltic aus Hamburg via Riga in Lettland kommt mitten in der Nacht um 4 Uhr an, geht es gleich am Vormittag bereits auf Tour.

Erste Station ist die Zminda-Sameba-Kathedrale, die – obwohl ganz im klassischen Stil gehalten – erst 1995 bis 2004 gebaut wurde. Ein riesiges, sehr aufwendiges Gebäude, Die größte Kathedrale in der gesamten Region. Es lässt einen beschämt zurück, dass wir es in Deutschland nicht einmal schaffen, so etwas wie die Elbphilharmonie fertigzustellen. Innerhalb des Komplexes sind mehrere voneinander unabhängige Kirchen auf mehreren Ebenen enthalten.

 

 

 

Weiter geht’s erst zu einer weiteren, sehr viel älteren Kathedrale, danach fahren wir mit einer Gondel hoch auf den Berg mit der Festung Narikala von Tbilisi, von wo man einen tollen Blick über die Altstadt von Tbilisi hat.

 

 

Von hier kann man sehr gut den architektonischen Einfluss der letzten Präsidenten sehen, die allesamt versucht haben, mit modernen, sich gegenseitig übertrumpfenden Gebäuden, der Stadt ihren Stempel aufzudrücken.

 

Die Friedensbrücke:

 

 

Der Präsidentenpalast, davor ein Gebäude, dessen Zweck wir bis dato noch nicht herausfinden konnten:

 

Das Justizgebäude:

 

Zu Fuße der Festung befindet sich eine alte, sehr schwefelhaltige Quelle, um die sich die Gründungssage der Stadt rankt. König Wachtang Gorgassali erlegte hier ca. 500 mit Pfeil und Bogen einen Fasan, der entkommen konnte und im heißen Quellwasser wieder gesundete. Daraufhin gab der König diesem Ort den Namen Tbilisi, was so viel heisst wie: warme Quelle.

Heutzutage befinden sich an dieser Stelle die Bäder von Abanotubai , in denen man in kleinen Becken in dem schwefelhaltigen warmen Wasser baden kann. Wir besuchen zwei dieser Bäder, allerdings ist der schwefelige, faule Gestank unerträglich. Wir fragen uns, wie man in diesen kleinen Baderäumen überhaupt länger als ein paar wenige Sekunden aushalten kann.

 

Die Bäder:

 

 

Zum Abschluss wandern wir durch einige enge Gassen in der Altstadt, das Vergnügungsviertel der Stadt mit vielen Bars, Restaurants und Clubs. Allerdings ist es erst 17:00h und es ist noch sehr lehr. Wie beschließen, einen anderen Abend zurückzukehren, wenn es voller ist. Dann werden hier auch Bilder nachgereicht werden.

Den Abend verbringen wir im Hotelrestaurant. Unser Hotel ist ca. 20 Minuten entfernt von der Innenstadt von Tiflis und wir sind, nachdem man uns am Hotel abgesetzt hat, zu müde um erneut – und dann auch noch mit der Metro – zurück in die Innenstadt zu fahren.

Fotos, Tbilisi, 07.10.13

Zur Einstimmung auf Georgien

 

Zur Einstimmung auf die Georgien Reise schaue ich mir nicht nur diverse Bildergalerien im Web an, sondern auch einige Dokus, die man frei verfügbar im Web findet. Viel Spaß:

 

Eine Doku aus der Mediathek des NDR:

YouTube Preview Image

 

Auf Youtube gibt es eine vierteilige Doku einer Georgien Reise:

 

Teil 1:

YouTube Preview Image

 

Die anderen Teile lassen sich auf YouTube finden.

 

 

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